Unsere Forderungen

Unsere konkreten Forderungen zu den Tarifverhandlungen der Länder (TV-L), die vom 21. Januar bis 1. März 2019 in Berlin laufen und bei denen auch die Gehälter der Erzieher*innen verhandelt werden, finden Sie hier.

Wir brauchen mehr Kitaplätze in Berlin – und zwar SOFORT und OHNE Qualitätseinbußen.

Von Seiten der Politik hören wir, man habe alles mögliche getan – wir sagen: Es ist zu wenig und kommt zu spät.

Wir sind weder Expert*innen noch Politiker*innen. Wir spüren die Auswirkungen eines Problems, das Tausende betrifft und wir finden, es ist die Pflicht der Regierung, sich mit dessen Lösung zu beschäftigen. Wir schlagen folgende Maßnahmen vor:

1) Bessere Arbeitsbedingungen für Erzieher*innen:

Eine der wichtigsten Ursachen für die Kita Krise ist, dass es zu wenig Erzieher*innen gibt, und diese Situation wird sich in Zukunft weiter verschärfen. Schon jetzt müssen Kitas hunderte Kinder ablehnen, weil sie nicht genug Personal für deren Betreuung haben. Auch wenn es bereits Bemühungen gegeben hat, mehr Erzieher*innen einzustellen, bleibt diese Arbeit doch – besonders in Berlin – unattraktiv, unterbezahlt und wird nicht ausreichend wertgeschätzt. Wir fordern:

  • Sofortige Gehaltserhöhungen für Erzieher*innen, Angestellte in Berliner Kitas müssen mindestens genauso viel verdienen wie in Brandenburg.
  • Bessere Arbeitsbedingungen, insbesondere ein verbesserter Betreuungsschlüssel, und Angebote zur Weiterbildung für Erzieher*innen.
  • Erzieher*innen dürfen nicht die Leidtragenden sein durch den aktuellen Kitaplatzmangel, die bereits vom Senat beschlossene Verbesserung des Betreuungsschlüssels muss in jedem Fall umgesetzt werden.
  • Berlin muss mehr in die Fachkräftegewinnung von Erzieher*innen investieren und eine Kampagne finanzieren, die junge Menschen – Männer und Frauen aus diversen Hintergründen – motiviert, den Beruf zu ergreifen.
  • Bessere Vergütung und eine Professionalisierung der Kindertagespflege.

2) Räume für Kitas bereitstellen:

Die Kita Krise ist eindeutig auch die Folge eines Mangels an Gebäuden und Räumlichkeiten. Es braucht von staatlicher Seite die Förderung von Kitas beim Bau und Erweiterung ihrer Flächen wie auch die Verpflichtung, Land zu erwerben und selbst zu bauen. Wir fordern:

  • Staatliche Bürgschaften für Kitas, damit sie Kredite aufnehmen können, um neue Kitas zu bauen und bereits bestehende Einrichtungen auszubauen.
  • Eine Erhöhung der staatlichen Zuschüsse für Neubau von Kitas auf 30.000 Euro pro Platz, also die volle Kostendeckung.
  • Die Regierung muss Grundstücke kaufen und für den Neubau von Kitas zur Verfügung stellen.
  • Die Regierung muss die Bauämter für die Dringlichkeit der Kita-Krise sensibilisieren.

3) Eltern und Kitas bei der Suche unterstützen:

Die Kitaplatz-Suche ist frustrierend und ineffizient. Das System der Voranmeldung auf einen Kitaplatz ist nicht einheitlich und nicht mehr zeitgemäß. Wir fordern:

  • Eine moderne und funktionierende zentrale Datenbank und Webseite, auf der Kitas freie Plätze veröffentlichen und sich Eltern um die Plätze bewerben können. Das würde das System deutlich effizienter machen und Eltern wie Kitas viel Stress ersparen.
  • Für die Formulare zur Beantragung des Kita-Gutscheins müssen Leitfäden in den meistgesprochenen Sprachen in Berlin wie Türkisch, Arabisch, Russisch und Englisch entwickelt werden.
  • Im (derzeit angespannten) Bewerbungsprozess um einen Platz muss sichergestellt werden dass, Kinder aufgrund ihres Migrationsstatus, Ethnie, Religion oder Behinderung bei der Platzvergabe nicht benachteiligt werden.
  • Die Jugendämter in allen Bezirken müssen in den Kitavermittlungsstellen mehr Personal einstellen, um Eltern bei der Kita-Suche und dem Ausfüllen des Antrags auf einen Kita-Gutschein zu unterstützen.

Es ist in unseren Augen absurd, dass eines der reichsten Länder der Welt keine Lösung für das Kita-Problem findet und sich gleichzeitig darüber den Kopf zerbricht, wie sie ihren Haushaltsüberschuss investieren soll. Der Mangel an guten Betreuungsmöglichkeiten für unsere Kinder hat weitreichende Auswirkungen auf:

Ökonomische Ungleichheit: Familien mit niedrigen Einkommen sind stärker betroffen, da die finanzielle Belastung größer ausfällt, wenn ein Elternteil nicht (wieder) arbeiten kann.

Die Gleichstellung von Frauen: Noch immer sind es überdurchschnittlich viele Frauen, die sich für die Kinderbetreuung im Job eine Auszeit nehmen müssen. Ohne ausreichende Betreuungsangebote werden Frauen im Job benachteiligt und in eine sozial isolierte Hausfrauenrolle gedrängt. Alleinerziehende Frauen sind davon noch mehr betroffen. Gleichzeitig sind überproportional viele Frauen in Kitas tätig – einem gering geschätzten und unterbezahlten Arbeitsfeld.

Soziale Gerechtigkeit: Mit dem Mangel an Kitaplätzen steigt der Konkurrenzkampf zwischen den Eltern und somit unweigerlich die Diskriminierung von Migrant*innen, People of Color, Menschen mit Behinderungen und Kindern aus nicht-klassischen Familienmodellen. Es muss einen Kitaplatz für JEDES Kind geben.

Dass die Regierung die Dringlichkeit des Problems nicht ausreichend wahrnimmt, spricht Bände darüber, welchen Stellenwert Kleinkinder und Menschen, die sich um sie kümmern, in dieser Gesellschaft haben. Dabei zeigen Studien, dass die frühkindliche Betreuung unglaublich wichtig ist. Besonders in der Kita schaffen es Kinder auch aus bildungsfernen Haushalten aufzuholen und wichtige soziale Kompetenzen für die Schule und das weitere Leben zu entwickeln.

Es ist ein Skandal, dass die Kita-Krise kleingeredet und die Verantwortung zwischen den Parteien hin- und hergeschoben wird. Ein funktionierendes Kita-System ist einer der Grundpfeiler für eine lebendige und lebenswerte Stadt.